Fünf Spaten und ein Ouzo

Der Ouzo war das Tüpfelchen auf dem i. Es war nicht irgendein Ouzo, es war Ouzo von der griechischen Insel Naxos, frisch eingeflogen von der Gruppe W.I.R. (Wir in Rente), der Wohngruppe von Lila Luftschloss. Beim Spatenstich der fünf Wohnprojekte auf dem Naxosgelände bekam das Erdreich den ersten Schluck zu kosten. Dann senkten sich fünf Spaten in den aufgelockerten Boden, um den Baubeginn der gemeinsamen Tiefgarage zu signalisieren.

  

Unter die rund 100 Festgäste hatten sich auch Nachbarn gemischt, die von der Fundament-Naxosgruppe extra eingeladen worden waren. Die Wohngruppe hatte sich schon früher selbst verpflichtet, die künftigen Nachbarn über den Fortgang der Bauarbeiten zu informieren. Das soll weiterhin geschehen.

Nach den kurzen Ansprachen der Baugruppen (im Anschluss lesen Sie, was Birgit Buchner von Fundament gesagt hat) hatte Verkehrsdezernent Stefan Majer  (Grüne) das Wort. Er versicherte, man sehe ihn wie Planungsdezernent Olaf Cunitz „an der Seite“ der Baugruppen. Die Stadt wolle Projekte für gemeinschaftliches Wohnen an vielen Plätzen in der Stadt auf den Weg bringen.


Birgit Buchner, Vorstand Fundament eG, Spatenstich 9.10.12.


Dass wir heute hier stehen, haben wir Männern und Frauen der Baugenossenschaft Fundament – bauen- wohnen – leben zu verdanken. Sie haben mit Elan, Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit dieses Baugrundstück für gemeinschaftliches Wohnen entdeckt und schließlich der städtischen Politik abgetrotzt. Die Entdeckung ist sechseinhalb Jahre her. Es war Frühjahr 2006.


Eine lange Zeit bis heute, bis zum Spatenstich im Herbst 2012.


Gemeinschaftssinn, Füreinander-da-sein, ehrenamtlich zupacken – es sind Worte wie aus einer anderen Zeit. Tatsache ist, dass die Pioniere bei Fundament über ihre persönlichen Interessen hinaus gehandelt haben. Sie wollten umweltbewusstes, kostengünstiges und sozialverträgliches Wohnen verwirklichen. Dafür haben sie sich eingesetzt – auch wenn sie selbst gar nicht direkt davon profitieren, nicht in eine der zwölf Wohnungen an der Wittelsbacherallee einziehen werden. Der  langwierige Weg zur Realisierung hat die erste Naxos-Generation von Fundament durcheinander gewirbelt und auch auseinander gebracht.


Aber was hat diese erste Generation, was hat diese junge Genossenschaft nicht alles bewerkstelligt, um das Naxosgelände für gemeinschaftliches Wohnen frei zu machen! Denn wollte die Stadt hier Luxusvillen bauen. Mitglieder von Fundament meldeten sich im Ausschuss für Planung, Bau und Wohnungsbau zu Wort,  saßen hier wie im Ortsbeirat 4 stundenlang in den Sitzungen, schrieben Briefe an Politiker, informierten sich bei Ämtern, warben an Infoständen für ihr Anliegen, es gab einen symbolischen Spatenstich und zwei Veranstaltungen in der Naxoshalle.


Dann der erste Erfolg: Die Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Main entscheidet am 12. Oktober 2006, dass ein Drittel des Naxosgeländes an genossenschaftliche und/oder gemeinschaftliche Projekte vergeben werden soll.


Sechs Wohninitiativen hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits über das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen zusammengefunden, sogar schon zusammengerauft und der Stadt ihre Bewerbung für das Naxosgelände eingereicht. Diese bürgerschaftliche eigenmächtige Verteilung des Bodens sagte der Stadt nicht zu, sie  entschied sich für einen Wettbewerb. Der wiederum verlangte den Gruppen viel Geduld und viel Geld ab. Im Dezember 2009 traf die Jury ihre Entscheidung.


Die Karten wurden neu gemischt.


Nur vier der ersten sechs Baugruppen hatten die Prozedur überstanden, zwei neue kamen dazu. Der Kuchen war offiziell verteilt. Jetzt ging es erst richtig los mit Absprechen, Planen, Verhandeln. Bevor jede Gruppe ihre eigenen Häuser bauen kann, muss eine gemeinsame Tiefgarage erstellt werden – vielleicht hat sich das jemand als Übung ausgedacht für alle, die gemeinschaftliches Wohnen pflegen wollen. Wenn alles fertig ist, wird es in Frankfurt erstmals ein Ensemble von mehreren individuell gebauten Häusern für gemeinschaftliches Wohnen geben.


Und die Baugenossenschaft Fundament hat für das gemeinschaftliche Wohnen auf Naxos das Fundament gelegt.


Möge die Idee Schule machen! Wenn aus dem Römer künftig Rückenwind kommt, könnte es klappen.