Positionen der „Wohnprojektgruppe Naxos“ innerhalb der Baugenossenschaft FUNDAMENT

Unsere Baugenossenschaft präsentierte sich bei der 1. Frankfurter Informationsbörse für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen am 27. Oktober in den Römerhallen. Die Wohngruppe „Frankfurter Familen“ informierte über unser erstes Haus, während die „Projektgruppe Naxos“ mit einem Flugblatt ihren Wunsch verdeutlichte auf dem Naxos-Gelände bauen und wohnen zu dürfen.

Die Gruppe schreibt in ihrem Flugblatt:

Der Gedanke einer Baugenossenschaft ist schon über 100 Jahre alt und noch immer aktuell. Weil heute wie damals die Versorgung mit Wohnungen am besten von den Betroffenen selbst organisiert wird, anstatt andere daran verdienen zu lassen. Genossenschaftsmitglieder können ihr Wohnprojekt aktiv mitgestalten. Für ihre Wohnung haben sie ein lebenslanges Wohnrecht. Es gibt keine Eigenbedarfskündigungen und keine Spekulation mit Grund und Boden. Dafür gibt es sozial verantwortbare Mieten.

Bereits seit Frühjahr 2006, also lange vor dem Stadtverordnetenbeschluss zur Bebauung des Naxos-Geländes vom 12.10.2006, interessierte sich Fundament für ein genossenschaftliches Wohnprojekt auf dem Naxos-Gelände, engagierte sich dafür und bewarb sich darum.

Fundament eG ist Mitglied im „Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen“, das in dem genanntem Beschluss als Ansprechpartner der Stadt Frankfurt für die Bebauung von mindestens einem Drittel des Naxos-Geländes mit gemeinschaftlichen und / oder genossenschaftlichen Wohnprojekten benannt wurde. Wir wollen zusammen mit anderen, dem Netzwerk angehörenden Gruppen, auf diesem Drittel bauen.

Warum ein Projekt auf Naxos?

Das Naxos-Gelände ist ein innerstädtisches Areal mit hervorragenden Möglichkeiten für die Verwirklichung neuer Wohnformen. Das Gelände ist groß genug für eine Mischung aus Kultur und Wohnen. Seine Lage ermöglicht sowohl älteren als auch jüngeren Menschen, sich ohne eigenen PKW fortzubewegen, da wichtige Einkaufsmöglichkeiten bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht werden können. Außerdem ist es gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.

Unsere vorrangigen Ziele für ein Wohnprojekt:

Ökologisches Bauen nach Kriterien der Agenda 21

  • Geringer Energieverbrauch. Hausbau in Passivhaus- oder Niedrigenergiebauweise
  • Carsharing, Verringerung der privaten PKW und somit auch der benötigten Stellplätze
  • Sparsamer Umgang mit Baufläche durch Geschosswohnungsbau
  • Dachbegrünung als Ausgleich für Boden- versiegelung
  • Speicherung überschüssigen Regenwassers als Brauchwasser

Soziale Ziele

  • Generationenübergreifendes Wohnen. Dies bedeutet einen solidarischen und nachbarschaftlichen Umgang von Jung und Alt. Es bedeutet gegenseitige Hilfe und Unterstützung im Alltag und in Notlagen.
  • Gemeinsame und gleichberechtigte Entscheidungen in allen Belangen des Wohnprojektes.
  • Eine soziale Mischung der Bewohner des Projektes, sowohl in fi nanzieller Hinsicht als auch in der Lebensform. (Singles, Paare, Allein erziehende, Wohngemeinschaften und Familien) Wir streben eine Mischung aus frei finanzierten und öffentlich geförderten Wohnungen an.

Kulturelle Ziele

  • Wir schätzen die Nähe zu kulturellen Einrichtungen wie dem Theater Willy Praml, der KÄS und dem Mousonturm. Auch eine Ansiedlung des Freien Schauspiel Ensembles finden wir wünschenswert.
  • Wir wollen ein stadtteilorientiertes Nachbarschafts-Café, das von Bewohnern und Bewohnerinnen des „Gemeinschafts-Drittels“ betrieben wird.

Wir fordern:

  • Kein Verkauf des gesamten Geländes an einen Investor, der dann die Baugrundstücke weiterverkauft. Dies führt zu einer nicht akzeptablen Verteuerung des Bodens.
  • Eine ermäßigte Erbpacht-Regelung oder einen reduzierten Grundstückspreis. Sonst wird es selbst bei sparsamster Bauweise und unbezahltem, genossenschaftlichem Engagement, zu dem wir sowohl in der Lage als auch bereit sind, nicht möglich sein, sozial verantwortbare Mieten zu erzielen.

Fazit

Naxos ist der Prüfstein dafür, ob sich gemeinschaftliches und ökologisch nachhaltiges Wohnen zu sozial verantwortbaren Mieten weiterhin in der deutschen Bankenmetropole im Dornröschenschlaf befinden wird. Im Gegensatz zu anderen Kommunen ist gemeinschaftliches Wohnen in Frankfurt völlig unterentwickelt. Andere Städte haben den schönen Worten über neue, zukunftsweisende Wohnformen längst auch durch verschiedene Formen der Unterstützung Taten folgen lassen. Der Stadtverordnetenbeschluss vom September 2006 war zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung.

Ob am Ende allerdings, auf Grund zu hoher Grundstücks- oder Erbpachtpreise, schließlich nicht doch wieder nur für Besserverdienende gebaut wird - das ist längst noch nicht entschieden.

Wir fordern den Primat der Politik vor der Ökonomie.